Tuesday, November 15, 2005

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Wohnzimmer einer Dreizimmerwohnung. Mehrfamilienhaus in einer niedersächsischen Kleinstadt. Die Einrichtung strahlt Gemütlichkeit und Lebensfreude aus. Kinderspielsachen liegen auf dem Boden. Auf einem Tisch stehen ein Strauß Blumen und eine Flasche, in Geschenkpapier verpackt.
Darja und Hermann, leicht alkoholisiert wirkend, sind gerade von ihrem Ausflug zurück. Sie zieht ihre Jacke aus, wirft sie lässig in einen Sessel. Die Stimme von Hermann, der seine Mutter verabschiedet, aus dem Flur.
Hermann: Danke, noch Mal! Grüß den Vater! Fahr vorsichtig! Wir besuchen euch am Wochenende. Bis bald!

Hermann kommt ins Zimmer, lässt sich auf das Sofa fallen. Darja geht leise in das Zimmer ihres zweijährigen Sohnes. Kommt nach einem kurzen Augenblick zurück.
Darja: Schläft.
Hermann: Vor einer halben Stunde war er noch munter. Die Gute war am Ende ihrer Kräfte. Dein Sohn hat sie den ganzen Tag lang beschäftigt. Ich wollte sie nach Hause fahren. Wirke ich betrunken?
Darja: Deine höfliche Mutter wollte keine Umstände machen.
Hermann: Hoffentlich kommt das Taxi.
Darja: Deine vorbildliche Mutter.
Hermann: Dich hat sie in ihr Herz geschlossen. Und deinen Sohn liebt sie.
Darja: Du sagst immer noch: dein Sohn.
Hermann: Ich finde es lustig.
Darja: Es klingt wie ein Vorwurf.
Hermann: Du bist empfindlich an dem Punkt.

Hermann nimmt das Geschenk der Mutter vom Tisch, entfernt das Geschenkpapier von der Weinflasche und öffnet sie. Darja holt Gläser aus dem Wohnzimmerschrank. Hermann schenkt ein. Sie stoßen an.
Hermann: Das ist Mutterliebe in ihrer reinsten Form.
Darja: Die Wohnung kommt mir so klein vor. Ich bin betrunken.
Hermann: Deine wunderschönen Augen haben sich an die unermessliche Weite des Steinhuder Meeres gewöhnt.
Darja: müde Ich wünsche mir, dass du bald auch meine Sprache lernst.
Hermann: Schon wieder ein Wochenende vorbei! Wenn ich neben dem Unterricht mehr Zeit hätte: Klassenarbeiten, Hefte korrigieren, Elternabende, Konferenzen. Das wird ein Herbst!
Darja: Ich kann mich mit deiner Mutter unterhalten. Deshalb mag sie mich.
Hermann: Gut, also lass uns noch einen Unterrichtsplan für mich machen. Ich verspreche dir, dass ich nicht schwänze.
Darja: Wir fangen sofort an.
Hermann: Zwischen Tür und Angel kann ich keine fremde Sprache lernen.
Darja: Unter welchen Umständen ich Deutsch gelernt habe, bevor ich dich kennen lernte.
Hermann: Wer reist ohne Wörterbuch ins Urlaubsland? Bei dir bestand eine dringende Notwendigkeit.



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